Allgemein/NEWS AUS ISRAEL

Forschungs-Satellit zur Beobachtung von Klimaveränderungen

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 2. August 2017

Am 2. August um 4:58 Uhr schickte Israel seinen ersten Umweltbeobachtungs-Satelliten VENµS mit der Trägerrakete „VEGA“ von Französisch-Guayana aus ins All. Der Name ist die Abkürzung für „Vegetations- und Umweltbeobachtung mit einem Neuen Mikro-Satelliten“. Bei dem Projekt der Israel Space Agency (ISA) und der französischen Raumfahrtagentur CNES handelt es sich laut Ben-Gurion-Universität des Negev um den ersten wissenschaftlichen Beobachtungssatellit Israels sei, für die Beobachtung landwirtschaftlicher und ökologischer Vorgänge. Professor Arnon Karnieli, Leiter des Remote Sensing Laboratory der Ben-Gurion-Universität am Jacob Blaustein Institute for Desert Research in Sde Boker, steht an der Seite seines französischen Kollegen, Dr. Gerard Dedieu vom CESBIO (Centre d’Etudes Spatiales de la BIOsphère).

Der Satellit soll am Mittwoch 2. August um 4:58 Uhr israelischer Zeit vom Raumfahrtzentrum Guayana bei Kourou starten. Nach Angaben der Universität haben Umweltbeobachtungssatelliten angesichts wachsender Umweltgefahren – wie etwa Überbevölkerung, Schrumpfung von Ackerland, Umweltverschmutzung und Naturkatastrophen –zunehmend an Bedeutung gewonnen. Der Satellit wird landwirtschaftliche Flächen und andere Naturräume beobachten und Daten über den Zustand dieser Flächen, ihrer Belaubung, Aufforstung, Landwirtschaft, der Qualität von Wasserquellen und vieles mehr aufzeichnen. Der Satellit wird alle zwei Tage Bilder der ausgesuchten weltweiten Untersuchungsstandorte an Karnieli und Dedieu übermitteln. Das erste Bildmaterial erwarten die Forscher für den 01. November. Ofir Akunis, Minister für Wissenschaft, Technologie und Raumfahrt, sagte: „Israel ist weltweit bekannt für seinen Mut und seine Innovationskraft – Elemente, die auch die technologische Entwicklung von VENµS kennzeichnen. Wir sind sehr stolz, dieses langerwartete Projekt der besten Ingenieure und Wissenschaftler Israels unter Federführung der israelischen und der französischen Raumfahrtagenturen (ISA u. CNES) Früchte tragen zu sehen.“

Der von Israel Aerospace Industries (IAI) gebaute Satellit wird beim Start nur 265 kg wiegen und innerhalb von 2 Tagen in einer Höhe von 720 km eine geostationäre Umlaufbahn erreicht haben. Das erste Satelliten-Signal wird fünfeinhalb Stunden nach dem Start erwartet. Der Satellit wird die Erde in jedem 48-Stunden-Zyklus 29 mal umkreisen und soll 4,5 Jahre in seiner Umlaufbahn verbleiben. Danach wird der Satellit in eine niedrigere Umlaufbahn von 410 km Entfernung von der Erde versetzt werden.

VENµS ist mit einer Spezialkamera ausgestattet, die die Erde in 12 Wellenlängen scannt, also viel detaillierter, als das menschliche Auge wahrnehmen kann. Laut Professor Karnieli wird dies den Wissenschaftlern ermöglichen, den Zustand und die Dynamik der Vegetation an den ausgewählten Forschungsstandorten genauer zu quantifizieren.

„Präzisionslandwirtschaft“

„Die kombinierten einzigartigen Eigenschaften des Satelliten, darunter eine hohe räumliche Auflösung von 5 Metern, ein hohes spektrales Auflösungsvermögen von 12 schmalen Wellenlängenbändern sowie die kurze Zeit bis zum erneuten Erreichen des Beobachtungsgebiets, sind von zentraler Wichtigkeit bei der Beobachtung von Nutzpflanzen nach dem Konzept der „Präzisionslandwirtschaft“ erklärt Karnieli. „Dieses Konzept ermöglicht den Landwirten, die räumlichen und zeitlichen Veränderungen ihrer Kulturen zu sehen und zwar nicht nur im Massstab des gesamten Bereichs, sondern auch kleiner Einzel-Parzellen innerhalb des gewählten Bereichs. Dies hilft dem Landwirt, seine Ressourcen zu schonen und sowohl den Boden als auch das Grundwasser vor zu viel Wasser, Düngemitteln und Pestiziden zu schützen.“

In Israel sollen drei geografische Streifen beobachtet werden, Galiläa, die Küstenebene und die Negewwüste im Süden. So sollen die meisten Nationalparks und Naturschutzgebiete erfasst werden. Die aufgenommenen Bilder sollten den Naturschutzgesellschaften, ökologischen Beobachtungsstellen, Forschern und Regierungsstellen zur Verfügung gestellt werden.

Professor Karnieli wird ein nationales Bildarchiv erstellen. In Zukunft soll dieses Bildmaterial als wichtige Ressource zur Verfolgung von Klimaveränderungen dienen, da Bilder künftiger Satelliten mit den Aufnahmen des VENµS-Satelliten verglichen werden können.

(C) Ulrich W. Sahm

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